(gr. Aigyptos; ägypt. Quemt, „schwarze Erde”) Eine fremdartige Welt ist die altägyptische Hochkultur mit ihren tierköpfigen Gottheiten, die in zahlreichen Abbildungen überkommen sind. Auch die fluchbeladenen Mumien üben ihre eigene Faszination aus, wie die eng mit dem Totenkult verwobene gewaltige Bautätigkeit der Ägypter. Mit den Pyramiden schufen sie die massivsten und dauerhaftesten Bauten der Erde.

Betrachtet man eine Karte Ägyptens, so versetzt es in Erstaunen, wie ein Land, das fast ausschließlich von Wüste bedeckt ist, derartige Leistungen hervorbringen kann. Alles Leben in Ägypten hängt vom Nil ab, der das Land von Süden nach Norden durchströmt und sich in einem fruchtbaren Delta in das Mittelmeer ergießt. Zwischen der Sahara im Westen und der arabischen Wüste im Osten spielt sich, abgesehen von einigen Oasen, bis heute fast alles Leben in Ägypten in diesem Niltal ab.

Die Abhängigkeit vom Nil und seinem regelmäßigen Hochwasser war prägend für die Ägypter, hing doch die Ernte und damit das Überleben von ihm ab, der mit der Nilschwemme das Niltal überflutete. Der sich ablagernder Schlamm des Flusses war es, der dem Land die Nährstoffe brachte, sein Wasser ermöglichte das Leben.
Die Flut war demnach für die Landwirtschaft von existenzieller Bedeutung. Durch Beobachtung der Gestirne ließ sich ihr Zeitpunkt berechnen, so daß die Priester-Astronomen, die die Vorhersage trafen, eine wichtige Stellung innehatten.

Die ägyptische Kultur ist eine der ältesten Hochkulturen der Erde. Um 3000 v. Chr. entstand das erste Reich aus Unter-Ägypten mit dem Nildelta und Ober-Ägypten, welches das Niltal von Kairo bis Assuan umfaßte. Um diese Zeit wurden Schrift (Hieroglyphen) und Kalender entwickelt, es folgten Steinbaukunst, Malerei und Plastik. Ein Gottkönig, der Pharao, herrschte über eine organisierte Beamten- und Priesterschaft. Wichtige Residenzen waren Memphis (bei Kairo) und Theben (nahe Luxor).

Bereits seit dem zweiten Jahrtausend bestanden enge Beziehungen zu Griechenland, wobei die ägyptische Kultur die der Griechen nachhaltig beeinflußte. Bereits das Altertum kannte eine Art Tourismus, viele namhafte Denker bereisten das Land und erhielten von ihm Denkanstöße, z. B. Thales, Herodot, möglicherweise auch Platon, dazu ungezählte Kaufleute. (LAMER, 5f.) Auch Pythagoras soll in Ägypten von dortigen Priestern gelernt haben.
Von 332 bis 31 v. Chr. war Ägypten von Griechen beherrscht, erst von Alexander, dann von den Ptolomäern. 30 v. Chr. geriet es nach der Schlacht von Actium unter römische Herrschaft. Die Römer sogen das fruchtbare und reiche Land aus, vermochten es aber nicht völlig zu ruinieren. 634 n. Chr. wurde Ägypten von Arabern erobert und allmählich islamisiert. (LAMER, 5)

Mythischer Stammvater aller Ägypter soll Misor gewesen sein. Der habe den ersten Tempel von Sais erbaut und sei ein Enkel eines atlantischen Priesters gewesen, der vor dem König Chronos von Atlantis an den Nil geflohen war - so jedenfalls meinte Paul Schliemann, der Enkel des Ausgräbers von Troja, es in altägyptischen Papyri gelesen zu haben, die Ägypten als Kolonie des versunkenen Reiches Atlantis dargestellt hätten

Die 3000jährige Geschichte des ägyptischen Reiches wird in drei Epochen mit Zwischenzeiten eingeteilt, die ihrerseits etliche Herrscherdynastien erlebten:

 
um 3000Reichseinigung
2955 - 2655Frühzeit (1.-2. Dynastie)
2655 - 2155Altes Reich (3.-6. Dynastie, in die Zeit des Alten Reiches fällt der Bau der Pyramiden.)
2155 - 19941. Zwischenzeit (7.-11. Dynastie)
1994 - 1650Mittleres Reich (12.-14. Dynastie)
1650 - 15552. Zwischenzeit (15.-17. Dynastie)
1550 - 1080Neues Reich (18.-20. Dynastie)
z. B. Tutanchamun (1333 - 1323)
1080 -  6643. Zwischenzeit (21.-25. Dynastie)
  664 -  332Spätzeit (26.-31. Dynastie)
 

Die Ägypter kannten zahlreiche Gottheiten. Die Urgötter sind in einer Götter-Achtheit, die jüngeren in einer Neunheit vereint. Alle Wesen waren in vier Klassen geteilt, Gottheiten, Achu, Menschen und Tote.

Sammlung: Ach, Ammon (Amun), Anubis, Ammit, Atum, Babi, Bes, Hieroglyphen, Horus, Huh, Imhotep, Isis, Nephthys, Osiris, Set, Thot

Ägypten galt, sicher auch wegen seiner alten Kultur, als das Land, aus dem die Zauberei herstammte. Zahllose Gottheiten, Helden oder Dämonen waren hier geboren (das gilt auch für die jüdisch-christliche Kultur, z. B. wuchs in Ägypten Mose auf, auch Jesus soll auf der Flucht vor dem Kindermord des Herodes mit Josef und Maria nach Ägypten emigriert sein), lebten zeitweise hier, fanden hier Zuflucht (z. B. Asmodi oder die griechischen Olympier auf der Flucht vor dem Typhon) oder ihr Ende.

Die Zigeuner bezeichnete man auch als Ägypter. Man hielt sie, besonders ihre Frauen, für Wahrsager und Zauberer und schrieb ihnen Ägypten als Herkunft zu (vgl. Achim v. Arnim „Isabella von Ägypten”).